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Anthropologische Quisquilien II: Denkarten, Gruppenstruktur, Humandiversität

  • Autorenbild: Adolf L. Pohl
    Adolf L. Pohl
  • 30. März 2023
  • 2 Min. Lesezeit


Apriorisches Wissen

Unser aus der Evolution der Hominiden entstandenes apriorisches (erfahrungsunabhängiges, „objektives“) Wissen erwartet eine Kontinuität und Zuverlässigkeit der realen Welt, auf die sich unsere Vorfahren seit dem Pleistozän1 während ihrer Lebensspanne von rund dreißig Jahren etwa 80.000 Generationen lang verlassen konnten. (Mohr 1987: 27f.) Diese angeborene Erwartungshaltung ist jedoch in der modernen Welt des raschen Wandels, in der eine korrumpierte Informationsindustrie2 jede rationale Entscheidungsfindung untergräbt, außerordentlich gefährlich. Auch haben viele Menschen noch nicht erkannt, daß z.B. die Stromversorgung großflächig ausfallen (Blackout), die Energieversorgung zusammenbrechen, exponentielles Wachstum der Menschheit die Welt innerhalb kurzer Frist katastrophal verändern, der Klimawandel massive Zerstörungen verursachen, die Schadstoffbelastung der Luft nicht nur Ökosysteme sondern auch unsere Gesundheit schädigen und atomare oder biologische Waffen alles Leben auf der Erde vernichten können. Experten mahnen, daß wir heute in der historisch gefährlichsten Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg leben (MECKLIN 2023)!

Das apriorische Wissen aus einer Welt der stabilen Verhältnisse (ohne abrupten Wechsel) und der kurzen Lebensspannen ermöglicht weder zuverlässige Erfahrungen mit exponentiellem Wachstum noch sichere Wahrnehmungen von katastrophalen Umweltveränderungen, denn unsere kognitiven Strukturen entsprechen immer noch der Umwelt des Jungpleistozäns3, als die Welt unserer paläolithischen Vorfahren während rund 4.000 Generationen in ihren Dimensionen kohärent und stabil war, mit verwandtschaftsabhängiger Hilfe (Sippenselektion) und einer Populationsgröße, die der Kapazität des jeweiligen Biotops entsprach. Es war eine Welt ohne exponentielles Wachstum und abrupten Wechsel, eine Welt der eindeutigen Ursächlichkeiten und der monokausalen Erklärungen in kurzen Kausalzusammenhängen, in der das eigene Handeln keine Rückkopplungseffekte im System verursachte. Unser pleistozän geprägter Erkenntnisapparat hat zwar ausgereicht, unsere Welt allmählich vollständig umzugestalten, aber er scheint nicht auszureichen, diese geänderte und durch menschliche Aktivitäten umgeformte heutige Welt, die aktuelle Komplexität der Sozialsysteme zu verstehen oder existenzgefährdende, kulturell verursachte Probleme zu lösen und nachhaltige Überlebensstrategien zu entwickeln.


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